Rethorik und Debattieren

Vorbemerkungen

Ins Förderprogramm für besonders begabte Kinder gehört sicher auch die Schulung von mündlichen Sprachkompetenzen. Im Unterricht kommunizieren wir ausschliesslich in der Standardsprache. Ihre rhetorischen Fähigkeiten können die Kinder beim Präsentieren ihrer Projektarbeiten vor Publikum einsetzen und optimieren. Im Unterricht bekommen sie dazu Unterstützung in Form von Präsentationstechniken. Auch die Rückmeldungen der Mitschülerinnen nach der Präsentation werden sehr aufmerksam aufgenommen und bei nächster Gelegenheit ist zu beobachten, dass besonders schüchterne Schüler ihr Lampenfieber besser überwinden und dass auch die sprachliche Ausdrucksfähigkeit hörbar sicherer wird.

 

Debattieren lernen

Eine der grössten Vorzüge demokratischer Gesellschaften ist die freie Meinungsäusserung. Häufig ist es schon schwierig, zu gesellschaftlichen Problemen eine eigene Meinung zu haben. Noch schwieriger ist es, diese Meinung vor anderen zu vertreten und sich sogar noch kritisieren lassen zu müssen. Argumentieren und debattieren können setzt einige Fähigkeiten voraus: Über das Thema informiert sein, zuhören können, sich gegenseitig Fragen stellen können, auf Fragen angemessen antworten können, sachlich bleiben, auch spontane Antworten finden, gemeinsam Ideen entwickeln.

Diese Fähigkeiten spielen sowohl in der Förderung begabter Kinder als auch in der Bildung für nachhaltige Entwicklung eine wichtige Rolle. In der Bildung für nachhaltige Entwicklung verlangt die Partizipation an Entscheidungsprozessen nicht nur das argumentative Vertretenkönnen der eigenen Meinungen und Bedürfnisse, sondern auch die Fähigkeit zur Konfliktlösung, zum Schlichten von Streitigkeiten mit dem Ziel, möglichst nahe an Win-Win-Lösungen heranzukommen. Dazu muss man aber erst einmal kultiviert streiten lernen.

Die Streitgespräche zu einem bestimmten Thema bereiten wir vor, indem wir drei Gruppen bilden. Jede Gruppe bekommt einen anderen Auftrag: Gruppe 1 sammelt möglichst viele Pro-Argumente zum Thema, Gruppe 2 sammelt die Contra-Argumente und Gruppe 3 übernimmt beim Streitgespräch die Beobachtungsaufgabe. Die Beobachtungsaufgaben werden schriftlich vorbereitet und ausgewertet. Beim Streitgespräch sitzen sich die Pro– und Contraseite gegenüber und die Beobachtenden im Kreis darum herum.

 

Erkenntnisse

Sowohl das Präsentieren als auch das Führen von Streit- und Schlichtungsgesprächen erfordert hohe sprachliche Kompetenzen, die immer wieder geübt werden müssen. Dabei sind Schüler wie Lehrerin gleichermassen gefordert, denn die Erkenntnis der Hirnforschung, dass „Missverstehen das Normale und Verstehen die Ausnahme ist“ (Roth, 2003, S. 425), prägt und beeinflusst unsere sprachliche Kommunikation in entscheidendem Ausmass. Wir alle sind dadurch immer wieder gefordert, uns in den Kontext unseres Gesprächspartners einzufühlen und öfters nachzufragen, um zu ergründen, ob das, was wir verstanden haben, vom Gegenüber auch so gemeint war. Andererseits liegt es an uns, den individuellen Kontext, in dem ein Argument für uns selber Sinn macht, in Sprache zu fassen und dass so die Bedeutung für den Gesprächspartner vielleicht verständlicher wird. Das Gelingen der Ziele der Agenda 21 wird stark von den Kommunikationsstrategien  innerhalb der Bevölkerungsgruppen und der Völkergemeinschaft abhängig sein.